Archiv Wahlpflichtmodule

Landschaftsarchitektur und Entwerfen


© Peter del Tredici – The Great American Elm Tree, Hartford 2014

Sommer 2021

WAHLPFLICHT MASTER Von Wolkenkratzern & Krötentunneln

 

Thema und Anlass 

Wie entstehen eigentlich Innovationen? In der Forschung hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Innovation vor allem aus der Kombination bereits vorhandener Kulturen oder Disziplinen entsteht. Besonders anschaulich ist dies in der Kombinationszüchtung: Durch das Verfahren der Kreuzung können Pflanzen mit neuen Eigenschaften hervorgebracht werden. Aber auch in der Welt der Technik gibt es zahlreiche bekannte Beispiele: Thomas Edison kombinierte die Idee der Lampe mit den neuen Möglichkeiten der Elektrizität und schuf die erste Glühbirne, Carl Benz kombinierte für sein Automobil das Konzept der Kutsche mit einem Verbrennungsmotor, und Steve Jobs kombinierte ein Mobiltelefon mit einem internetfähigen Computer und schuf auf diese Weise das Smartphone. Auch aus der Kombination von baulichen und natürlichen Elementen können ungeahnte Innovationen hervorgehen. Und bei genauem Hinsehen merken wir, dass solche Innovationen keine Seltenheit sind. Ob Mauerflechte, Krötentunnel, Haussperling oder Gründach — in unseren Städten sind zahlreiche Beispiele zu finden, wie aus der Verbindung von Architektur und Natur etwas Neues entstanden ist. Einige dieser Innovationen erscheinen uns ganz alltäglich, andere hingegen haben wir vielleicht noch gar nicht bemerkt: Zum Beispiel die Mückenart Culex molestus, die sich auf das Leben in den Londoner U-Bahn-Schächten spezialisiert hat; oder die vielen Bäume, die scheinbar zufällig im Schutz von Mauern oder Zäunen wachsen; oder die zahlreichen Tiere und Pflanzen, die sich auf das Leben in den Fugen und Ritzen eingestellt haben, die sie in Dächern, Fassaden oder Straßenbelägen finden. In diesem Seminar möchten wir Sie einladen, genauer hinzuschauen, urbane Komposita zu entdecken, zu entziffern, ihre Geschichten zu verstehen und ihre Bedeutung für das eigene Entwerfen zu reflektieren: Wer bewohnt mit uns die Stadt? Wo sind in unseren menschlichen Siedlungsformen Nischen entstanden, die Raum für andere Lebensformen bieten? Welches Innovationspotenzial steckt in den alltäglichen Phänomenen? Und wie können wir sie in unseren Entwürfen nutzen, um die Stadt der Zukunft lebenswerter zu gestalten? 

Organisation 

In interdisziplinären Teams aus Landschaftsarchitektur (LAE) und Stadt- und Raumentwicklung (SUR) forschen wir durch die Diskussion aktueller Fachliteratur, eigene Beobachtungen und die grafische Reflektion der gewonnenen Erkenntnisse. Ziel ist es, Hybride aus ökologischen und urbanen Strukturen im täglichen Umfeld aufzuspüren, zu erklären und ihr Potenzial für das eigene Entwerfen abzuwägen. 

Teilnahme: Studierende aller Masterstudiengänge im ArchLand, max. 16 Studierende Termine: 8 Termine über das Semester, Einführungskolloquium 15. April, 9:30 Uhr über Stud.IP bei Überbuchung: Losung der Plätze anteilig nach Studiengang am 22. April 

Prof. Tim Rieniets | Fachgebiet Stadt- und Raumentwicklung
Institut für Entwerfen und Städtebau | Fakultät für Architektur und Landschaft
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover

Prof. Christian Werthmann | Fachgebiet Landschaftsarchitektur und Entwerfen
Institut für Landschaftsarchitektur | Fakultät Architektur und Landschaft
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover