


VERTIEFUNGSPROJEKT RaumWunder
Thema und Anlass
Nicht zuletzt die Nutzungseinschränkungen im öffentlichen Raum, die zur Eindämmung der Corona- Pandemie verhängt wurden, zeigen es: Oft merken wir nicht, dass etwas da ist – bis wir sein Fehlen feststellen. Während viele Menschen im Alltag ihr städtisches Wohnumfeld, die Quartiersstraßen und -plätze, oft nur unterbewusst und auf der Durchreise zum nächsten spannenden Event wahrnehmen, führt die Selbstquarantäne und das Arbeiten von zu Hause zu einem neuen Bewusstsein für die direkte Umgebung. Die verschärften Kontaktverbote im öffentlichen Raum werden zudem oft von der Angst begleitet, Aktivitäten, die wie selbstverständlich vor der Tür liegen, könnten zeitweise nicht möglich sein. Diese Überlegungen rufen uns als Landschaftsarchitekt*innen die Vielschichtigkeit der Anforderungen an städtische Freiräume in Erinnerung.
Der öffentliche Raum dient als Wegeverbindung und Verkehrsknoten, als Ort für die Mittagspause
und das Feierabendbier, den Trödelmarkt, zum Sonnetanken, Freunde treffen, als Spielplatz, oder
zum Taubenfüttern. Dazu kommen weitere Anforderungen, wie: Städtische Freiräume sollen Stadtluft reinigen, Klima regulieren, Regenwasser managen, Biodiversität erhalten, Verkehrswende ermöglichen und kulturelle Vielfalt zusammenbringen. Die Wunschlisten an den öffentlichen Raum aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaft sind lang. Und meistens mit gegensätzlichen Anforderungen durchzogen. Wie lassen sich in landschaftsarchitektonischen Entwürfen unterschiedliche Erwartungen an einem Ort zusammenbringen? Und wie viel Raum bleibt bei lauter Anforderungslisten noch für gute Gestaltung? Ziel des Projekts ist es, die Komplexität städtischer Freiräume verstehen zu lernen, Möglichkeiten
zu testen, Funktions- und Nutzungswünsche, Gestaltungsanspruch und Nachhaltigkeitsaspekte auszutarieren und so zu schlüssigen, begründeten Entwürfen zu gelangen.
Als Testfeld sollen prototypische Entwürfe für Quartiersbausteine deutscher Großstädte entstehen. Gerade diese Orte bergen große Potenziale, den städtischen Alltag neu zu struturieren. Durch das Hinterfragen von Nutzungsanforderungen, die Recherche zu Entwurfselementen aus Gestaltungs- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, sowie die Erarbeitung verschiedener Entwurfsvarianten, können unterschiedliche Lösungsansätze diskutiert und bewertet werden und ein Handbuch entstehen.
Das Studio richtet sich an Studierende, die Lust haben, sich intensiv mit den Herausforderungen beim Entwerfen städtischer Freiräume auseinanderzusetzen und ihre Fähigkeiten zur Entwicklung von konzeptionell starken und räumlich-gestalterisch detaillierten Ideen vertiefen wollen.
Organisation
Das Projekt findet wöchentlich dienstags um 9.30 Uhr statt. Auftaktkolloquium ist am 21. April. Auf Grund der Corona-Pandemie und der voraussichtlich andauernden eingeschränkten Versammlungsmöglichkeiten werden die Projekttreffen in digitale Foren verlagert. Form und Abgabeleistung des Projekts sind der aktuellen Situation angepasst.
Betreuung: Jonas Schäfer