


VERTIEFUNGSPROJEKT
QvQ Steintorplatz Urbaner Freiraum: Quantität versus Qualität
Öffentliche Räume bilden das Rückgrat einer Stadt und bieten über lange Zeitläufte hinweg die Bühne für urbanes Leben, Handel, Kultur und politische Meinungsäußerungen. In der europäischen Stadt sind öffentliche Straßen und Plätze in ihren unterschiedlichen Ausprägungen gleichzeitig Orte, die den Charakter einer Stadt maßgeblich prägen. Dimension, Gestaltung und Ausstattung von öffentlichen Räumen und Plätzen ist über Jahrhunderte hinweg durch unmittelbare menschliche Tätigkeiten wie Handel, Verkehr und Feste geprägt und weiterentwickelt worden. Die Ausprägung historischer, europäischer Plätze entspricht daher in den meisten Fällen menschenmaßstäblichen Gewohnheiten und Ansprüchen und wird allgemein als angenehm empfunden.
Seit dem zweiten Weltkrieg haben sich Plätze jedoch durch die großflächigen Zerstörungen und den sich wandelnden Ansprüchen an Verkehrsflächen für den motorisierten Verkehr deutlich verändert. Sowohl Quantitäten als auch Qualitäten waren seitdem einem substantiellen Wandel unterworfen: die Folge waren meist: mehr Raum für Autos und damit weniger und unattraktiver Raum für Fußgänger. Hannover spielt als Stadt der Nachkriegsmoderne hierbei eine besondere Rolle. Hier gibt es neben einigen klassischen Stadträumen, die sich über die Jahrhunderte kaum verändert haben, viele diffuse, überdimensionierte und räumlich unbefriedigende Situationen, in denen Quantitäten und Qualitäten des Stadtraums nicht stimmen. Mit der Zunahme und Spezialisierung der Verkehrsflächen nach den Prinzipien des modernen Städtebaus wurden Verkehrsräume immer weiter umgebaut: so verschwanden beispielsweise die großen Kreisverkehrsanlagen der Nachkriegszeit bald wieder und es blieben überdimensionierte Stadträume übrig. Das Gleichgewicht zwischen bebauten und unbebauten Flächen wurde dabei nachhaltig gestört. Ergebnis sind bis heute häufig überdimensionierte und damit nicht selten trostlose öffentliche Räume.
Die Frage, mit der sich das Vertiefungsprojekt beschäftigen wird, lautet: wie können bebaute und unbebaute Flächen in ein besseres stadträumliches Gleichgewicht gebracht werden, wie können Quantitäten und Qualitäten des öffentlichen Freiraums besser aufeinander abgestimmt werden? Macht es eventuell Sinn, einen mangelhaft genutzten Freiraum zu überbauen, um die kompakteren Stadträume anschließend besser zu gestalten und damit nutzbar zu machen? Im Rahmen des Innenstadtdialogs HannoverCity2020 wurde in diesem Sinne für mehrere Stadtplätze die Option entwickelt, sie durch Bebauung zu verkleinern. So wurden z.B. am Klagesmarkt, am Marstallplatz, am Hohen Ufer und am Aegidientorplatz Projekte vorgeschlagen, die den öffentlichen Raum verändern werden.
Auch am Steintorplatz gibt es seit einigen Jahren Pläne für eine Bebauung. Anhand landschaftsarchitektonischer Analysen und Entwürfe soll mit dem Blick aus dem Freiraum heraus ein geeignetes Maß für eine Bebauung gefunden und für die neuen Platzflächen eine hochwertige Gestaltung entwickelt werden.
Das Vertiefungsprojekt erfordert neben gründlicher Analysearbeit und Vertiefung in die städtebaulichen Fragestellungen der zentralen Stadträume schwerpunktmäßig auch kreative Ideen für die konzeptionelle Neuausrichtung des Steintorplatzes. Die Maßstabsebenen werden vom Städtebau (M 1:2000) bis in die Detailebene reichen (M 1:100). Ortsbegehungen, kreative Experimente, Archivrecherche, Expertengespräche, gemeinsamer Modellbau und vor allem landschaftsarchitektonischer Entwurf werden das Semester prägen.
Betreuung: Lehrbeauftragter Dipl.-Ing. Thomas Göbel-Groß
Beginn: 15. April 2015, 16:00 Uhr, Raum B061, HH-Str. 8