Archiv Masterprojekte

Landschaftsarchitektur und Entwerfen


Winter 2014/15

LISTER MEILE RELOADED Fußgängerzone für das 21. Jahrhundert?

Thema und Fragestellung

Fußgängerzonen sind Erfindungen der Nachkriegszeit in Deutschland. Mit dem stark zunehmenden Verkehr wurden die Straßen so stark belastet, dass Konzepte entwickelt wurden, die Verkehrsarten zu entflechten, zu priorisieren, zu verlegen oder unter die Erde zu bringen. Es entstanden - als Gegenpol zu den immer stärker ausgebauten Hauptverkehrsadern - verkehrsberuhigte Fußgängerzonen, die ganz dem Flanieren vorbehalten waren.

Fußgängerzonen haben sich in den Städten heute als zentrale Bereiche etabliert, in denen sich das öffentliche und kommerzielle Leben entfaltet: Schwerpunkte sind Einkauf und Gastronomie, aber auch Müßigkeit, Sehen und Gesehenwerden sind wichtiger Teil des urbanen Lebens und locken Alt und Jung in die Stadtzentren, allen kritischen Prognosen im digitalen Zeitalter zum Trotz. Ob eine Fußgängerzone vielseitig oder monoton, belebt oder (zu bestimmten Tageszeiten) verwaist, hochwertig oder trivial wirkt, hängt von vielen Parametern ab: von der städtebaulichen Lage, einer guten Mischung der angrenzenden Nutzungen und Angebote, der Kaufkraft usw..

Fußgängerzonen stehen dabei immer in Konkurrenz zu anderen Einkaufslagen einer Stadt. Insbesondere die Konkurrenz mit Passagen und Einkaufszentren hat in vielen Städten die Fußgängerzonen auf eine Kraftprobe gestellt, wenn zu viele Kunden und Flaneure abwandern oder ins Innere von großen Shoppingmalls verschwinden und dem öffentlichen Raum das Leben entzogen wird. Viele Fußgängerzonen der ersten Stunde sind mittlerweile in die Jahre gekommen - gestalterisch wie funktional - und erfordern eine Überarbeitung. Das kann eine völlige Neukonzeption erfordern, ein behutsames Weiterentwickeln und Modernisieren oder ein zeitgemäßes Facelifting bedeuten, was auf veränderte Freizeitnutzungen eingeht.

Auch die Lister Meile gehört zur ersten Generation der Fußgängerzonen. Sie zählt zu den beliebten Adressen in Hannover. Zustand und Erscheinungsbild der Lister Meile sind jedoch an die Grenze des Akzeptablen gestoßen.

Ziel des Projekts ist es, die Lister Meile auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu analysieren und ihre Potentiale zu ermitteln. Auf der Basis von Analyse und Bewertung sollen anschließend Entwürfe für die Lister Meile und ihre Verflechtungsbereiche erarbeitet werden, die Antworten auf sich änderndes Freizeit- und Konsumverhalten geben. Das Masterprojekt erfordert neben gründlicher Analysearbeit und Vertiefung in die strukturellen, städtebaulichen Fragestellungen der Fußgängerzone schwerpunktmäßig kreative Ideen sowohl für die konzeptionelle Neuausrichtung der gesamten Meile als auch für die Neugestaltung einzelner Schwerpunktbereiche. Die Maßstabsebenen werden vom Städtebau (M 1:2000) bis in die Detailebene reichen (M 1:100). Ortsbegehungen, kreative Experimente, Archivrecherche, Expertengespräche, gemeinsamer Modellbau und vor allem landschaftsarchitektonischer Entwurf werden das Semester prägen.  

Betreuung: Lehrbeauftragter Dipl.-Ing. Thomas Göbel-Groß 
Beginn: 15. Oktober 2014, 16.00 Uhr, Raum B061, HH-Str. 8