Archiv Masterprojekte

Landschaftsarchitektur und Entwerfen


Winter 2013/14

PLATZHIRSCHE-HIRSCHPLÄTZE Stadtplätze zwischen Fremdbestimmung und Eigenart

Aufgabe

Mit dem Erstarken der bürgerlichen Gesellschaft wurden Plätze zunehmend Orte der Demokratie, der Toleranz, des Dialogs und der bürgerlichen Kultur. Nach Überwindung feudaler und totalitärer Strukturen, die öffentliche Plätze zum Aufmarsch und zur Kontrolle missbrauchten, haben sich Plätze seit der Moderne immer mehr als eigenständige Stadtbausteine in der gebauten Stadt emanzipiert (prominentestes Beispiel: Barcelona).

Neben den damit verbundenen Innovationen und neuen Stadtplatztypen erscheinen jedoch viele, öffentliche Räume der Gegenwart anonym, austauschbar, öde und funktionslos. Durch die Allgegenwart von digitalen Medien verbreiten sich formal-schematische Vorbilder für Platzgestaltungen schnell über den ganzen Globus und werden z.T. gedankenlos kopiert, ohne auf den Ort spezifisch einzugehen. Plätze standen ursprünglich in engerem, inhaltlichen Verhältnis zu den Bauten der Stadt und bedingten sich gegenseitig. Manchmal bilden sie eine gestalterische Einheit aus, manchmal stoßen sie unvermittelt aufeinander. In jedem Falle haben Gebäude und Nutzungen inhaltlich, räumlich und gestalterisch Einfluss auf öffentliche Räume.

Bei der Gestaltung von Plätzen und öffentlichen Räumen ist es daher von großer Wichtigkeit, sich stärker mit dem Anspruch der angrenzenden Bauten und Nutzungen auseinanderzusetzen. Welche Dimensionen gibt ein Bau für einen Platz vor? Welcher Anspruch könnte Auswirkung auf den Platz haben? Sollten Platz und Bauten eine räumliche, inhaltliche, gestalterische Einheit bilden oder kann sich der Platz vom Bau freimachen und einen eigenen Ausdruck mit sich bringen? Beide Ansätze haben ihre Berechtigung!

Ziel des Projekts ist es, den Blick stärker auf die städtebaulichen Zusammenhänge zwischen Bau und Platz zu richten und sich der positiven Wechselwirkungen bewusst zu werden. Dazu sollen, auf der Basis freiraumplanerischer Analysen des erweiterten, hannoverschen Stadtzentrums zunächst vorhandene Typologien von Stadtplätzen herausgearbeitet werden. Welche unterschiedlichen Platztypen gibt es? Repräsentationsplätze, Kirchplätze, Kulturplätze, Marktplätze, Veranstaltungsplätze, Verkehrsplätze usw. sollen zunächst entdeckt und klassifiziert werden. Innerhalb der Platztypologien sollen einzelne Plätze in ihrer Qualität bewertet werden: stehen Bauten und öffentliche Räume heute in einem Verhältnis zueinander? Wie stellen sich wichtige Bauten in den öffentlichen Räumen in Hannover dar? Welche Impulse gehen von Gebäuden auf die Plätze aus und umgekehrt? Oder umgekehrt: gibt es Orte, an denen die Platzgestaltung den wesentlichen inhaltlichen Ausdruck vorgibt, während die Bebauung gesichtslos bleibt? Auf dieser Basis der Analyse und Bewertung sollen anschließend für einzelne Plätze Entwürfe erarbeitet werden. Schwerpunkt der Betrachtung soll dabei das Verhältnis und der Dialog zwischen Bauten und Plätzen sein.

Das Masterprojekt erfordert neben gründlicher Analysearbeit und Vertiefung in die strukturellen, städtebaulichen Fragestellungen der hannoverschen Innenstadt schwerpunktmäßig kreative Ideen für die Gestaltung einzelner Stadtplätze in Hannover.Ortsbegehungen, kreative Experimente, Referate, Expertengespräche, Modellbau und vor allem landschaftsarchitektonischer Entwurf werden das Semester prägen.  

Betreuung: Lehrbeauftragter Dipl.-Ing. Thomas Göbel-Groß 
Beginn: 16. Oktober 2013, 14 Uhr, Raum B059, HH-Str.8